Schematherapie

Die Schematherapie ist ein integrativer psychotherapeutischer Ansatz, der ursprünglich von dem amerikanischen Psychiater Jeffrey Young entwickelt wurde.

Sie geht davon aus, dass Menschen in ihrer Kindheit und Jugend bestimmte Lebensschemata entwickeln, die später ihr Verhalten, ihre Gedanken und ihre Gefühle steuern.

Schematherapie

Schemata sind tief verwurzelte, oft unbewusste Muster, die im positiven Fall auf der Erfüllung grundlegender psychischer Bedürfnisse beruhen, wie beispielsweise dem Bedürfnis nach sicheren Bindungen oder Autonomie. Werden diese Bedürfnisse in der Kindheit jedoch nicht ausreichend befriedigt, können ungünstige Schemata entstehen, die sich negativ auf das Leben der betroffenen Person und deren Beziehungen zu anderen auswirken.

Was sind Schemata und wie entstehen sie?

Schemata entstehen in Reaktion auf frühkindliche Erfahrungen und prägen das Verhalten und die Wahrnehmung eines Menschen über Jahre hinweg.

Ungünstige oder verzerrte Schemata, die in der Kindheit aufgrund von Vernachlässigung, Missbrauch oder übermäßigen Leistungsanforderungen entwickelt wurden, können sich im Erwachsenenalter manifestieren. Diese sogenannten „maladaptiven“ Schemata beeinflussen die Wahrnehmung von sich selbst und anderen und führen zu wiederholten, oft schädlichen Verhaltensmustern.

Zu den häufigsten Ursachen für die Entstehung von maladaptiven Schemata zählen:

  • Seelische, körperliche oder sexuelle Misshandlungen
  • Emotionale Vernachlässigung
  • Übertriebene Leistungsanforderungen
  • Fehlende Geborgenheit, Wärme und Schutz

Im Erwachsenenalter können diese tief verwurzelten Schemata zu Problemen wie chronischen Depressionen, Borderline-Persönlichkeitsstörungen oder Angststörungen führen. Es können aber auch ungünstige Bewältigungsstrategien entstehen, die die Betroffenen dazu bringen, sich durch Perfektionismus oder übermäßigen Leistungsdruck zu „bewähren“, was zu einem Burnout oder anderen stressbedingten Erkrankungen führen kann.

Ziele der Schematherapie

Die Schematherapie zielt darauf ab, diese tief verankerten, negativen Schemata zu erkennen, zu verstehen und langfristig zu verändern. Die Therapie hilft den Patient:innen, ihre unbewussten Denkmuster und Verhaltensweisen zu identifizieren und in eine gesündere Richtung zu lenken.

Ein zentrales Ziel ist es, den Patient:innen zu ermöglichen, ihre Gefühle und Verhaltensweisen besser zu regulieren und ihre emotionalen Bedürfnisse auf konstruktive und gesunde Weise zu befriedigen. So können die psychischen Belastungen langfristig reduziert und die Lebensqualität verbessert werden.

Die Schematherapie geht dabei über die klassische kognitive Verhaltenstherapie hinaus, indem sie erlebnis- und handlungsorientierte Ansätze einbezieht. Der Therapeut bzw. die Therapeutin spielt eine wichtige Rolle als Bindungsperson und begleitet die Patient:innen dabei, neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln und emotionale Bedürfnisse anders zu adressieren.

Ablauf der Schematherapie

Die Schematherapie wird in der Regel als langfristige Therapie durchgeführt und setzt auf eine stabile therapeutische Beziehung, die durch Vertrauen und Empathie geprägt ist. Der Prozess der Schematherapie gliedert sich in mehrere Phasen, die miteinander verknüpft sind und schrittweise auf die Veränderung tief verwurzelter, maladaptiver Denkmuster abzielen.

Zu Beginn der Therapie erfolgt die Erarbeitung der Schemata, bei der gemeinsam mit dem Patienten oder der Patientin herausgearbeitet wird, welche spezifischen Lebensschemata vorliegen und wie diese in der Vergangenheit entstanden sind. Dies dient als Grundlage, um die zugrundeliegenden emotionalen Muster und Überzeugungen zu identifizieren, die das Verhalten und die Wahrnehmung des Betroffenen beeinflussen.

Im Anschluss daran folgt die Phase des Verstehens der Schemata. Der Therapeut oder die Therapeutin hilft dabei, die Auswirkungen dieser Schemata auf das gegenwärtige Leben des Patienten zu verstehen und zu erkennen, warum diese in dysfunktionale Verhaltensweisen und emotionale Probleme münden. Diese Einsicht ist entscheidend, um einen Bewusstseinswandel herbeizuführen und den Weg für die Veränderung zu ebnen.

Die darauffolgende Phase, die Veränderung der Schemata, ist der zentrale Bestandteil der Schematherapie. Hierbei geht es darum, neue, gesündere Denkmuster und Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Dies erfolgt unter anderem durch gezielte kognitive Umstrukturierung sowie durch die Verarbeitung unverarbeiteter emotionaler Erlebnisse aus der Vergangenheit. Der Patient wird in die Lage versetzt, die dysfunktionalen Verhaltensmuster zu erkennen und zu durchbrechen.

Im letzten Abschnitt der Therapie erfolgt die Integration und der Abschluss. In dieser Phase wird das Erlernte in das tägliche Leben integriert. Der Patient oder die Patientin erlernt, wie er oder sie zukünftig mit schwierigen Situationen und negativen Emotionen umgehen kann, ohne in alte, maladaptive Muster zurückzufallen. Ziel ist es, eine nachhaltige Veränderung der emotionalen Reaktionen und Verhaltensweisen zu erzielen.

Anwendungsgebiete der Schematherapie

Die Schematherapie ist besonders wirksam bei der Behandlung von langfristigen, komplexen psychischen Störungen, die tief in der Persönlichkeit verwurzelt sind. Sie kommt insbesondere in folgenden Bereichen zum Einsatz:

  • Depressionen: Vor allem bei chronischen Depressionen, die durch langanhaltende, negative Selbstbewertungen und ungesunde Denkmuster geprägt sind
  • Angststörungen: Bei Patientinnen und Patienten, die unter tiefsitzenden Ängsten vor Ablehnung oder Versagen leiden, die aus frühkindlichen Erlebnissen resultieren
  • Borderline-Persönlichkeitsstörung: Die Schematherapie hat sich als besonders effektiv bei der Behandlung von Borderline-Störungen erwiesen, bei denen intensive emotionale Reaktionen und instabile zwischenmenschliche Beziehungen häufig vorkommen
  • Essstörungen: Menschen mit Essstörungen können von der Schematherapie profitieren, da diese oftmals mit ungesunden Schemata und extremen Verhaltensmustern in Verbindung stehen, die durch eine verzerrte Körperwahrnehmung und negative emotionale Erlebnisse verstärkt werden.

Die Schematherapie ist somit ein vielversprechender Ansatz für die Behandlung von komplexen und tief verwurzelten psychischen Problemen, die nicht nur die Gegenwart, sondern oft auch die gesamte Lebensgeschichte der betroffenen Personen prägen.

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