Kognitive Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine der verbreitetsten und am besten untersuchten Formen von Psychotherapie. Ihr Ablauf basiert auf einer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient.

Kognitive Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist eine der verbreitetsten und am besten untersuchten Formen von Psychotherapie. Der Begriff „kognitiv“ ist vom lateinischen „cognoscere“ abgeleitet und bedeutet „erkennen“. Die KVT entwickelte sich in den 1960er Jahren als Reaktion auf die so genannte behavioristische Psychologie, die der Ansicht ist, dass menschliches Verhalten am besten verstanden werden kann indem man sich auf beobachtbares Verhalten konzentriert anstatt auf innere Gedanken oder Gefühle.

Die KVT geht davon aus, dass Gedanken eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen spielen. Psychische Probleme entstehen durch verzerrte oder negative Wahrnehmungen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Veränderung dieser automatischen Gedanken erfolgt durch deren Bewusstmachung, Auseinandersetzung, Überprüfung der Kognitionen mit der Realität und die Entwicklung von alternativen, realistischeren Gedanken.

Darüber hinaus werden Verhaltenstechniken wie die Planung von Aktivitäten, das schrittweise Bewältigen von Aufgaben sowie Techniken zur Förderung positiver Verhaltensweisen und angenehmer Erlebnisse eingesetzt.

Zu den bekanntesten Entwicklern der KVT gehören Albert Ellis, Aaron T. Beck und Donald Meichenbaum.

Grundprinzipien der KVT

Die KVT unterscheidet sich von anderen Psychotherapien durch ihren problemorientierten Ansatz und basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen über Lernprozesse und kognitive Prozesse. Sie konzentriert sich darauf, aktuelle Probleme zu identifizieren und praktikable Lösungen zu finden.

Im Gegensatz zur Psychoanalyse, die einen stärkeren Fokus auf die Vergangenheit legt, richtet sich die KVT auf das Hier und Jetzt und zielt darauf ab, bestehende Herausforderungen direkt anzugehen. Ein zentrales Ziel der KVT ist die Hilfe zur Selbsthilfe, wobei die Betroffenen befähigt werden, ihre Probleme langfristig eigenständig zu bewältigen.

Dabei wird nicht völlig ignoriert, wie vergangene Erfahrungen das aktuelle Denken und Verhalten beeinflussen können, jedoch liegt der Hauptaugenmerk auf der Veränderung gegenwärtiger, belastender Denkmuster und Verhaltensweisen.

Viele Anwendungsgebiete

Die KVT wird erfolgreich bei einer Vielzahl psychischer Erkrankungen eingesetzt. Zu den wichtigsten Anwendungsgebieten gehören:

Das Alter der Menschen, die mittels einer KVT behandelt werden können, variiert. Es gibt also keine fest definierte Zielgruppe oder festgelegte Altersgrenzen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, auch im hohen Alter, können effizient mit einer KVT behandelt werden.

Kognitive Umstrukturierung

Eine der wichtigsten und zentralen Techniken der KVT ist die kognitive Umstrukturierung, die darauf abzielt, negative oder schädliche Gedanken und Überzeugungen zu identifizieren, zu hinterfragen und durch hilfreichere zu ersetzen.

Dafür werden in einem ersten Schritt die Zusammenhänge zwischen automatischen Gedanken und den zugrundeliegenden kognitiven Grundannahmen mit Hilfe von Modellen verdeutlicht. Durch die Anregung von Selbstbeobachtung (z.B. durch das Dokumentieren von negativen Gedanken zwischen den Sitzungen) können dann eigene negative Denkmuster erkannt werden.

In den Sitzungen werden diese Denkmuster mit Hilfe des sokratischen Dialogs hinterfragt und auf ihre Realitätsnähe überprüft, um so neue, funktionale Gedanken zu entwickeln, um zukünftige Situationen besser bewältigen zu können. Diese neuen Gedanken werden im Alltag geübt und stabilisiert.

Der sokratische Dialog

Zentrale Methode der Gesprächsführung in der KVT ist der so genannte „Sokratische Dialog“. Zusammengefasst ist der Sokratische Dialog eine Methode, um durch gezielte Fragen sein Gegenüber selbst erkennen zu lassen, dass es entgegen der eigenen Annahme Denkfehler begangen hat.

Sokrates nahm in seinen Dialogen die Position des Nichtwissenden ein und ließ sich von seinen Gesprächspartnern (man könnte behaupten: scheinbar) belehren. Durch kritisches Hinterfragen und Schlussfolgerungen aus den Aussagen seiner Mitmenschen führte er sie an den Punkt, an dem sie erkannten, dass sie die Antwort auf die ursprüngliche Frage doch nicht wussten.

Diese Erkenntnis war der Anlass, sich die Frage noch einmal zu stellen und nach der richtigen (oder einer besseren) Antwort zu suchen.

Der Sokratische Dialog lässt sich in 5 Phasen unterteilen:

  1. Der Lernende äußert sein vermeintliches Wissen.
  2. Der Lehrende hinterfragt es und / oder weist auf Unstimmigkeiten hin.
  3. Der Lernende erkennt sein Nicht-Wissen.
  4. Die ursprüngliche Frage wird erneut aufgegriffen.
  5. Der Lernende sucht nach Wissen, um die Frage richtig zu beantworten

Ablauf der kognitiven Verhaltenstherapie

Der Ablauf einer KVT basiert auf einer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient. Zu Beginn der Therapie erfolgt ein erstes Gespräch, in dem der Patient seine Probleme darstellt und Wünsche sowie Erwartungen an die Behandlung äußert. Im Anschluss werden gemeinsam die Behandlungsziele und der Therapieplan festgelegt. Falls sich diese Ziele im Verlauf der Therapie ändern, können sie entsprechend angepasst werden.

Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist die regelmäßige Selbstbeobachtung. Oft wird empfohlen, die eigenen Gedanken über einen längeren Zeitraum in einem Tagebuch festzuhalten. In den Sitzungen wird dann gemeinsam mit dem Therapeuten überprüft, ob die Einschätzungen der erlebten Situationen realistisch sind und welche Auswirkungen es hat, das eigene Verhalten in bestimmten Situationen zu verändern. Fortschritte sowie etwaige Schwierigkeiten werden in den Sitzungen kontinuierlich besprochen.

Zusätzlich werden in der KVT verschiedene Übungen angewendet wie etwa Entspannungsübungen oder Techniken zur Stress- und Schmerzbewältigung. Auch problemorientierte Lösungsstrategien werden erlernt.

Im Vergleich zu analytischen Psychotherapien ist die KVT eine eher kurzfristige Behandlung. Die genaue Dauer der Therapie variiert jedoch je nach Person und Problematik. Manche Patienten erfahren bereits nach wenigen Sitzungen eine deutliche Verbesserung, während bei anderen eine längerfristige Therapie über mehrere Monate erforderlich ist.

Ein einzelnes Gespräch dauert in der Regel 50 Minuten und die Sitzungen finden üblicherweise einmal pro Woche statt. Kognitive Verhaltenstherapien werden in verschiedenen Einrichtungen wie Praxen, Kliniken und Reha-Einrichtungen angeboten und können auch in Form von Gruppentherapien oder online durchgeführt werden.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie wir Sie zielgerichtet unterstützen können und wie Sie einen ersten Beratungstermin bei uns vereinbaren, dann erfahren Sie hier mehr:

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